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Gorbatschow hat die Welt verändert. Er hat mit dem, was er in seinem Land angefangen hat zu ändern, alles bis dato Gewesene auf den Kopf gestellt. Viele Klischees ließen sich nicht mehr halten, der „böse“ Russe war über Nacht verschwunden. So war der Grundstein dafür gelegt, dass ein russisches Auto auch weltweit zum Kultauto avancierten konnte.

 

Der Niwa – Lada

Der Bedarf nach geländetauglichen PKW war in der Sowjetunion enorm groß, da viele entlegene Ortschaften mit herkömmlichen Autos, ausgenommen LKW`s und Geländewagen, nicht oder nur sehr schwer erreichbar waren. So erhielt das Lada Werk in Togliatti den Auftrag ein Automobil zu entwickeln, das die Eigenschaften eines Geländewagens mit den Vorzügen einer Limousine verbinden sollte. Nein, an dieser Stelle kommt kein Kommentar mit einem Bezug zur heutigen Zeit.

1977 wurde mit der Herstellung des WAS 2121 begonnen. Bekannt wurde er unter dem Exportnamen Lada Niwa. Die technische Basis lieferte der Lada 1600 (WAS 2106), ergänzt um die Elemente des Allrades. Die Steilheckausführung mit dem reduzierten Heckbereich machte es aber notwendig, das Reserverad unter die Motorhaube umziehen zu lassen.

Da man auch den 1600 cm³ Motor des Lada 1600 mit 78PS verwenden wollte, musste die Ölwanne geändert werden, um ihn trotz veränderter Vorderradaufhängung und des zusätzlichen Frontantriebs nutzen zu können. Dies zog eine Umkonstruktion der Ölpumpe nach sich. Diese kleine Kette macht deutlich, welcher Aufwand betrieben wurde, damit die Technik vorhandener Modelle kostensparend genutzt werden konnte. Das nennt man Baukastenprinzip …

An der Heckpartie stellen die vom Lada 1600 übernommenen Heckleuchten die optische Verwandtschaft mit dem Technikspender her, die Front mit den Rundscheinwerfern und die darüber angebrachten Blinker samt Parkleuchten geben dem Niwa sein markantes und eigenständiges Gesicht. Überhaupt haben die Karosseriegestalter des Niwa ein überaus glückliches Händchen bewiesen; denn die Karosserie macht den Eindruck, dass es anders und somit besser gar nicht gehen kann. Hut ab!

Heutzutage ist die erste Eigenkonstruktion aus Togliatti nicht mehr geeignet Vergleichsteste zu gewinnen. Dennoch besitzt er alles, was ein Geländewagen benötigt: ein Steigvermögen von 58%,  eine Bodenfreiheit von 220mm, eine Wattiefe von 650mm, permanenter Allradantrieb, ein zweistufiges Verteilergetriebe und eine zuschaltbare Differentialsperre. Somit ist er einer der wenig übrig gebliebenen ECHTEN Geländewagen.

 

Der Niwa – Brekina

Um es gleich vornweg zu nehmen: Dieses Modell ist für mich ein Modell des Jahres!

Brekina hat nicht nur das Vorbild perfekt wieder gegeben, sie haben auch den Charakter und den Charme des Niwa mit ins Granulat gegeben. Besonders das beige Modell bringt die markante Form am besten zur Geltung. Alle Details sind, ohne dass das Modell dadurch erdrückt wird, erkennbar. Geschafft wurde dies durch filigrane Darstellung der Gravuren und durch lupenreine Bedruckung.

Das Heck macht deutlich, dass sich Brekina das Vorbild aus dem Erscheinungsjahr heraus gesucht hat. Erkennbar ist dies an den schon oben beschriebenen Rückleuchten des Lada 1600. Diese sind originalgetreu bemalt, sogar die Beleuchtung des Nummernschildes ist mit einer kleinen Versenkung nachgebildet!!! Die für den Niwa typische, grimmig aussehende Heckpartie ist treffend gelungen. Garniert wird das ganze durch geteilt aufgebrachte Scharniere für die Heckklappe.

Die Niwa typische Front wurde von den Tenningern perfekt getroffen. Das beginnt bei den transparenten, mit einem feinen Chromring verzierten Scheinwerfen, und hört am lupenreinen Logo in der Mitte des Kühlergrills, der feinstens graviert ist, noch lange nicht auf. Die über dieser Einheit angebrachten Blinker sind vorbildgerecht in einer Versenkung befestigt und sogar zweifarbig bemalt.

Beiden Seiten gemeinsam sind die originalgetreu angebrachten Stoßstangen, dessen schwarze Gummierungsnachbildung meinem Geschmack nach aber einen Hauch zu breit geworden ist.

Die Seitenpartie gibt die Silhouette hervorragend wieder. Die Fensterlinie passt perfekt, die Chromeinfassungen der Fenster sind fein und sauber angebracht, was auch für die Regenrinne gilt. Front und Heck werden mit der für den Niwa so typischen Sicke verbunden, deren Abschluss jeweils die Seitenblinker darstellen. An den Seiten der vorderen Kotflügel sind Lada-Logo und Schriftzug angebracht, die ich aber an keinem Vorbild an dieser Stelle finden konnte.

Charakteristisch für einen Geländewagen sind die Räder samt grobstolligem Profil. Nicht einmal davor haben die Tenninger zurück geschreckt und somit rollt der Brekina-Niwa auf grobstolligen Modellreifen über den glatten Schreibtisch. Also ob das noch nicht alles reichen würde, wurde das Modell auch noch mit profilierten Schmutzfängern ausgestattet!

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in den Innenraum und staunen weiter. Der erste Blick lässt ein, dem Original entsprechend gut getroffenes Lenkrad erkennen und auf der Mittelkonsole erkennt man die beiden Schaltknüppel. Dies ist bei heutigen Modellautos nichts Besonderes mehr. Hier aber schon. Denn auch im Innenraum haben sich die Schwarzwälder ausgetobt, und es geht auch noch detailreich weiter. Am Armaturenbrett finden sich zwei runde Vertiefungen für die Instrumente und wenn man genau hinhört, spielt das Radio gerade voller Stolz auf diese Miniatur die russische Nationalhymne und im Handschuhfach liegt sicherlich das Textbuch dafür.

Besser geht es nicht? Im Grunde schon. Die für den Niwa verantwortlichen Konstrukteure bei Brekina müssen vor und während ihrer Arbeit am Niwa mit dem Original gefahren sein. Anders ist dieses Modell nicht zu erklären.

Da aber alles zwei Seiten besitzt, stoßen wir die Tenninger an und bitten Sie, dass sie sich den Schieber der Spritzgussform für die Front noch einmal anschauen möchten. Im Bereich der Blinker und am Grillrand erkennt man aber auch nur unter der Lupe kleine Unregelmäßigkeiten an den Stößen.

 

 

 

Der Niwa – Neo

Auch der niederländische Hersteller Neo nahm sich den Niwa aus den ersten Baujahren zum Vorbild. Über das Modell eine Modellbeschreibung zu verfassen ist nicht so einfach. Unser „Autorenkollege“ Holger Hanke beschrieb es in einem seiner gelungenen Berichte sehr treffend: Auch eine Modellbeschreibung kann nicht objektiv sein.

Um dies aber hier dennoch, auch wenn es nur annähernd ist, zu schaffen, entschloss ich mich zu einem Experiment:

Die Modellbeschreibung für den Neo-Sammler

Neo ist für Exoten in seinem Modellsortiment bekannt. Mit dem Niwa befriedigt Neo seine Sammler mit einem Klassiker aus Russland und somit reiht er sich nahtlos in das Angebot an Modellen in unserem Maßstab dieses Herstellers ein.

Der Modellherstellersammler schaut nicht auf Fugen, er nimmt auch nicht die Schieblehre und vergleicht die Maße mit dem des Originals. Er freut sich am Typ an sich und an der gut wiedergegebenen Form des Russen und entdeckt sogar nette Details wie die vorbildgerechte Bemalung der vorderen Blinker/Parklichtleuchten-Einheit über den Scheinwerfern oder die gelungene Gestaltung der Felgen.

Die Modellbeschreibung für den Lada-Sammler

Auch der Lada-Sammler geht mit Vorfreude in seinen Stammladen und lässt sich den Niwa zeigen. Zwar gelingt ihm beim Anblick des Modells kein freudiges Gesicht, dennoch legt er den Zwanzig-Euro-Schein auf die Theke um endlich auch den Niwa von Neo in seiner Sammlung zu haben. Ärgern tut er sich über das Preis-Leistungsverhältnis, auch nach seinem Geschmack ist das Modell nicht wirklich gut gelungen. Aber was soll`s sagt er sich. Wo die Liebe eben hinfällt; immer wieder in die gemütlichen Sitze seines Niwas mit mittlerweile 202.341 Kilometern auf dem Tacho.

Die Modellbeschreibung für den Sammler von Automodellen

Groß war die Freude, als der Niwa von Neo angekündigt wurde. Wenn die Qualität den Stand der bisherigen Modelle erreicht, könnte man den Lada von ADP endgültig in die Bastelkiste verbannen.

Der erste Blick fällt auf eine speckig wirkende Lackierung die von zu grob geratenen Fugen zerteilt wird. Besonders auffällig ist die missratene Sicke entlang der Seitenflanke. Dort wo scharfe Übergänge hätten modelliert werden müssen, so etwa im Bereich der A-Säule um wenigstens die Regenrinne anzudeuten, sehen wir zerfließende Rundungen. Die Seitenscheiben sind zu schmal, die Fenstersäulen zu wuchtig und Radien der Türfugen zu groß. In diesem Zusammenhang gesehen wirken die filigran gezeichneten Scheibenwischer deplatziert, den stilisierten Seitenspiegeln dagegen hätte ein bisschen mehr Material nicht geschadet.

Auch an der Front und am Heck setzt sich dieses Bild fort. Beiden Ansichten ist der jeweils gut getroffene  Charakter gemein, die Ausführung an sich ist als grob zu bezeichnen. Auch die Räder passen sich dem Gesamteindruck an, sie sind zu groß geraten. Was auch der Neo-Sammler mit Freude erkannt hat, sieht auch der kritische Automodellsammler: die Farbgebung der Blinker und Parkleuchten sind genauso treffend gelungen wie die Felgen des Modells.

Die Modellbeschreibung für den Modelleisenbahnausgestalter

Da es auch unter den Modelleisenbahnern die unterschiedlichsten Auffassungen von Perfektion gibt, wird hier auch der Neo Lada Niwa seinen Einsatz und auch seine Berechtigung auf den Anlagen der Hobbyeisenbahner haben. Nur ob für „Beiwerk“ knappe zwanzig Euro ausgeben werden, bleibt hier eine offene Frage.

 

Als Fazit bleibt abschließend zu schreiben, dass drei von vier Sammlertypen mit dem Neo stellenweise glücklich werden. Wie aber die Wichtung im Vergleich mit dem vierten Sammlertypen ausfällt, ist eine ganz andere, eine subjektive Geschichte.